Bericht: Europäischer Industrie droht Aus durch Energie-Inflation

Ein Bericht des Interessenverbands European Round Table of Industry (ERT) vom 7.10. (), der einem Brief an die EU-Kommission beigefügt ist, zeigt die dramatische Lage der energieintensiven Sektoren in Europa. In Anhang 1 heißt es:

„Die anhaltende Krise spiegelt sich nur zum Teil in den Statistiken wider, da die Unternehmen Überlebensstrategien anwenden und auf langfristige Wettbewerbsfähigkeit verzichten. Das wahre Ausmaß des Schadens wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Dennoch ist die Lage heute schon sehr kritisch für:

Aluminium: Die Produktion jeder vierten Megatonne in EU/EWR [Europäische Union/Europäischer Wirtschaftsraum] wurde in weniger als einem Jahr stillgelegt (darunter 50% der Kapazität in der EU!), die gleiche Kapazität wurde außerhalb Europas in Betrieb genommen… Europa ist nun zu fast 50% von Einfuhren abhängig.

Stahl: Viele elektrolytische Stahlproduktionen stehen unter starkem Druck durch die hohen Strompreise. Neben der Schließung der Aperam-Anlage in Genk/Belgien hat ArcelorMittal die vorübergehende Schließung von fünf Hochöfen angekündigt. Darüber hinaus wird auch das einzige Werk in der EU zur Herstellung von direkt reduziertem Eisen in Hamburg geschlossen… In letzter Zeit sind viele Elektrolichtbogenöfen im Stop-and-Go-Modus.“ In Hinsicht auf die Verringerung der kostenlosen Zuteilung von Emissionszertifikaten sowie den Emissions-Grenzmechanismus CBAM bestehe die Aussicht, daß große Teile der Produktion und mit Export verbundenen Arbeitsplätze aufgegeben werden müssen und Stahlpreise und -importe steigen.

„Ammoniak: Die Produktion von Ammoniak für den Düngemittelsektor ist stark rückläufig. Bereits im Frühjahr hat Yara damit begonnen, seine Produktion in Frankreich und Italien zu drosseln. Darüber hinaus werden etwa 20% der Ammoniakproduktion in der EU zur Herstellung von chemischen Zwischenprodukten verwendet, von denen viele exportiert werden.

Zement: Die aktuellen Strompreise haben die Kosten für die Zementherstellung in der EU verdreifacht. In Verbindung mit den erheblich gestiegenen Preisen für andere Energieträger stellt dies eine direkte Bedrohung für die Zementherstellung in Europa dar. Wenn nicht dringend Maßnahmen auf EU- und nationaler Ebene ergriffen werden, sind Werksschließungen in der gesamten EU unvermeidlich… Die Zementeinfuhren der EU sind in fünf Jahren um 300% gestiegen…

Glas: Die Herstellung von Glas ist sehr gasintensiv, und der einzige mögliche Ersatz ist Schweröl, das die Umwelt stärker belastet… Die Kosten für die Glasherstellung in Europa sind jetzt drei- bis fünfmal so hoch wie in den Nachbarländern (Algerien, Ägypten, Belarus).“

Der ERT kritisiert den Green Deal zaghaft, verteidigt aber Dekarbonisierung, Klimaschutz etc.: „Der Green Deal als neue Wachstumsstrategie Europas wird nur dann erfolgreich sein, wenn die Industrie Teil dieser Transformation ist und wenn ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht untergraben wird… Die EU muß ihre Strategie zur Unterstützung der Dekarbonisierung so anpassen, daß sie auch ihre industrielle Wettbewerbsfähigkeit stärkt und schützt.“

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