Ausbruch aus der alten Weltordnung

Die Ereignisse der letzten Woche bestätigen das Entstehen einer neuen Wirtschaftsordnung und die wachsende Revolte gegen die vom Westen diktierte „regelbasierte Ordnung“. Der Globale Süden läßt sich nicht in die geopolitische Konfrontation mit Rußland und China hineinziehen, und eine Blockfreien-Bewegung bildet sich und fordert ein Ende der modernen Form des Kolonialismus, d.h. von Unterentwicklung und technologischer Apartheid unter welchem Vorwand auch immer.

Chinas Präsident Xi Jinping wies am 16.10. in einer wichtigen Rede auf diese Dynamik hin: „Die Welt ist wieder einmal an einem Scheideweg der Geschichte angelangt, und ihr künftiger Kurs wird von allen Völkern der Welt bestimmt“ – also nicht nur von den Mächtigen (s.u.).

Wenige Tage zuvor waren Staats- und Regierungschefs von 27 Ländern in Astana/Kasachstan zum Gipfeltreffen der Konferenz über Interaktion und vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA) zusammengekommen, zu der neben China, Indien und Rußland 23 weitere Länder Asiens und Südwestasiens gehören. Der russische Präsident Putin, von anderen Rednern unterstützt, erklärte dort: „Die Welt wird wirklich multipolar, und Asien, wo neue Machtzentren entstehen, spielt dabei eine wichtige, wenn nicht die Schlüsselrolle… Asiatische Länder sind Motoren des globalen Wirtschaftswachstums.“

Wie bei allen jüngsten Konferenzen außerhalb des streng westlichen Formats wurde viel über die Umgehung des derzeitigen Finanzsystems und die Verwendung nationaler Währungen im bilateralen Handel diskutiert.

Selbst langjährige treue Verbündete Washingtons und Londons, wie Saudi-Arabien und die Türkei, wagen den offenen Bruch. Riad entschied trotz Drohungen der Biden-Administration, die Ölproduktion zu drosseln, während der türkische Präsident Erdogan aktiv versucht, mit Putin über ein Ende des Ukraine-Konflikts zu verhandeln, und kürzlich russische Raketenabwehrsysteme bestellte.

Sogar der IWF hat das Versagen des herrschenden Systems bei der Armutsbekämpfung und Förderung friedlicher Entwicklung erkannt. In seinem neuen Bericht zur globalen Finanzstabilität vom 11.10. heißt es unverblümt: „Das Schlimmste steht uns noch bevor, und für viele Menschen wird sich das Jahr 2023 wie eine Rezession anfühlen“, da das Umfeld für die Finanzstabilität ungewöhnlich schwierig sei. „Das nächste Jahr wird sich schmerzhaft anfühlen“, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas am 11.10. gegenüber CNBC. „Es wird eine starke Verlangsamung und wirtschaftliche Schmerzen geben.“ Axel van Trotsenburg von der Weltbank stellte ähnlich fest: „Die extreme Armut nimmt wieder zu“ und „47% der Weltbevölkerung leben in Armut. Es ist also ganz klar, daß es den Menschen schlecht geht.“

Dies sind Beobachtungen von zwei führenden Institutionen der gegenwärtigen Welt-„Ordnung“. Was würden Sie aus einer solchen Situation schließen? Sollte es so weitergehen? Die Antwort erklärt, warum selbst in Europa und den USA so viele Menschen auf die Straße gehen und einen radikalen Politikwechsel fordern.

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