Arbeitslosigkeit wächst als logische Folge der Deindustrialisierung

Der wirtschaftliche Niedergang in Deutschland fordert seinen Tribut auf dem Arbeitsmarkt: Im Juli waren 2,809 Mio. Menschen arbeitslos, 82.000 mehr als im Vormonat. Im Jahresvergleich waren es im Juli 192.000 Arbeitslose mehr, im Juni 172.000. Der Arbeitsmarkt bleibe „unter Druck“, kommentierte die Staatssekretärin im Arbeitsministerium Leonie Gebers.

Besonders hoch ist dieser „Druck“ in den Branchen Automobil, Chemie und Bau, dem Fundament der produktiven Beschäftigung in Deutschland. Obwohl sich die Anzeichen für eine Depression mehren, ist offiziell nur von „Rezession“ die Rede.

Die Arbeitslosigkeit steigt zwar in den Sommermonaten immer etwas an, weil Unternehmen mit Neueinstellungen oft das Ende der Ferienzeit abwarten. Aber mehrere große Automobilzulieferer haben schon über 20.000 Stellenstreichungen angekündigt, davon allein 14.000 (von 58.000 Mitarbeitern) bei ZF Friedrichshafen. Alle diese Unternehmen, darunter Giganten wie Bosch und Continental, melden erhebliche Verluste im Bereich der E-Autos, weil sich die Investitionen wegen der geringen Verkaufszahlen nicht auszahlen.

Ein spezielles Problem auf dem Arbeitsmarkt ist der Nachwuchsmangel: Die Industrie bräuchte 204.000 neue Auszubildende, aber bisher haben sich nur 121.000 junge Menschen beworben, was die Lücke bei den zukünftigen Arbeitskräften vergrößert. Wegen der überzogenen „grünen“ Vorschriften und anderer Probleme erwägt mehr als ein Drittel der deutschen Unternehmen, wesentliche Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern.

Besonders dramatisch ist die Entwicklung im Bausektor: Im Vergleich zum Jahresbeginn 2022 waren in den sieben größten deutschen Städten 27% weniger Mietwohnungen verfügbar, so das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln). Die Hürden für den Wohnungsbau sind in den Städten deutlich höher als auf dem Land, wo die Zahl der Mietwohnungen „nur“ um 18% sank.

Das hängt auch mit dem geringen Angebot an Neubauten zusammen: Die Planungen der Bundesregierung sahen 400.000 neue Wohnungen pro Jahr vor, in diesem Jahr werden aber maximal 250.000 fertiggestellt. Neue „grüne“ und andere Vorschriften sowie die gestiegenen Materialpreise machen Neubauten zu teuer. Als weitere Hindernisse nennen die Unternehmen Einwände gegen Neubauprojekte, etwa von radikalen Umweltschützern, die der „Natur“ und dem Artenschutz Vorrang einräumen.

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