Arabische Welt blickt für die Zukunft nach China

Die 10. Arabisch-Chinesische Wirtschaftskonferenz vom 11.-12.6. in Riad war ein Signal dafür, daß Saudi-Arabien und viele andere Länder der Region für Handel und Wachstum auf China setzen. An den beiden Tagen wurden über 30 Handelsabkommen im Wert von etwa 10 Mrd.$ geschlossen, doch das ist den Veranstaltern zufolge erst der Anfang.

Die abschließende Grundsatzrede hielt die Präsidentin der Neuen Entwicklungsbank (NDB), Dilma Rousseff. Sie stellte fest: „China und Saudi-Arabien haben das Potential, die Regeln des globalen Energiemarktes neu zu schreiben, indem sie eine Vorreiterrolle bei der Diversifizierung der Währungen und bei der Einführung neuer Modelle der wirtschaftlichen Zusammenarbeit einnehmen.“ Die Partnerschaft zwischen China und Saudi-Arabien könne den Globalen Süden inspirieren, den regionalen Binnen- und Außenhandel auszuweiten, und dies eröffne große Möglichkeiten für Länder, die im bisherigen Weltfinanzsystem an den Rand gedrängt werden.

2022 nahm der Handel zwischen den arabischen Ländern und China auf beachtliche 430 Mrd.$ zu, ein Anstieg um 31% gegenüber 2021. Davon entfielen auf den bilateralen Handel zwischen Saudi-Arabien und China 106 Mrd.$. China hatte bereits Anfang des Jahres den Bau eines Stahlwerks in Saudi-Arabien zugesagt, auf der Konferenz wurden weitere Abkommen unterzeichnet, so über ein neues Joint Venture für Forschung, Entwicklung, Herstellung und Vertrieb im Automobilsektor sowie über die Herstellung von Schienenfahrzeugen und Rädern in Saudi-Arabien für die Bahngesellschaften beider Länder.

Das arabisch-chinesische Forum knüpft auch an die bahnbrechenden Treffen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping vom 6.-10.3. in Peking mit saudischen und iranischen Vertretern an, die zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern führten, womit die Kluft zwischen Sunniten und Schiiten überbrückt wird. Ende März wurde Saudi-Arabien als „Dialogpartner“ in die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) aufgenommen, und seither führt Riad auch Gespräche über einen Beitritt zur NDB.

Viele arabische Staaten sind an einem Beitritt zu den BRICS Plus interessiert, darunter Saudi-Arabien, Ägypten, Algerien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Kurz nach dem Forum besuchten die Präsidenten der beiden letzteren das Wirtschaftsforum im russischen Sankt Petersburg, wo sie zweifellos diese Perspektiven mit Präsident Putin erörterten. Nach einem Treffen mit dem algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune stellte Putin fest: „Unsere Bemühungen um wechselseitige Transaktionen in nationalen Währungen sind von entscheidender Bedeutung.“

Die USA haben erheblichen Druck auf die saudische Führung ausgeübt, keine engeren Beziehungen zu China und zu Rußland anzustreben, dazu wurden u.a. am 7.5. Sicherheitsberater Jake Sullivan und zwei Tage später Außenminister Antony Blinken in die saudische Hauptstadt entsandt. Doch ihre Drohungen stoßen offenbar auf taube Ohren. Die saudische Führung möchte zwar gute Beziehungen zu Washington aufrechterhalten, aber nicht länger den „Wachhund“ des Westens in der arabischen Welt spielen. Am 11.6. antwortete Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman auf eine Frage nach der US-Kritik an den Beziehungen zu China: „Ich ignoriere das völlig.“

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