Anglo-amerikanischer Stellvertreterkrieg in Südwestasien
Benjamin Netanjahus Israel ist dabei, den Krieg in der Region mit voller Unterstützung aus Washington und anderen westlichen Hauptstädten rücksichtslos auszuweiten. Er kann sehr schnell außer Kontrolle geraten, vielleicht genauso dramatisch wie der Stellvertreterkrieg der NATO gegen Rußland in der Ukraine, der bis zum Einsatz von Atomwaffen zu eskalieren droht. Die Biden-Administration hat Kiew noch nicht formell ermächtigt, US-Langstreckenraketen gegen Rußland einzusetzen, doch trotz erneuter Warnungen aus Moskau ist dies noch nicht vom Tisch (s.u.).
In Südwestasien bringen die israelischen Streitkräfte Tod und Zerstörung nun in den Libanon, wie zuvor nach Gaza, und zerstören gleichzeitig auch das Völkerrecht und die Menschenrechte. Am 27.9. wurde mehrere 1.000-Kilo-Bombe, offenbar aus US-Produktion, auf den Süden Beiruts abgeworfen, gefolgt von weiteren Explosionen, die etliche Wohnhäuser zum Einsturz brachten und einen riesigen Schutthaufen hinterließen. Der einzige Zweck war, Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und andere führende Mitglieder seiner Bewegung zu töten (was der unzurechnungsfähige US-Präsident Biden übrigens einen „Akt der Gerechtigkeit“ nannte).
Inzwischen hat die israelische Armee eine Bodeninvasion im Südlibanon gestartet. Israel spricht euphemistisch von einer „begrenzten“ Invasion, mit der die Bevölkerung zur Flucht gezwungen werden soll. 1,4 Millionen Libanesen wurden in den letzten zwei Wochen vertrieben. Dies entspricht offenbar der Idee von „Eretz Israel“ – der Errichtung eines Großisrael -, wie die Jerusalem Post kürzlich berichtete: 1. ethnische Säuberung im Gazastreifen, 2. ethnische Säuberung im Westjordanland, 3. Landaneignung im Libanon.
Netanjahu ließ in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung keinen Zweifel an den abwegigen Absichten seiner Regierung. Er beschimpfte die UNO als „Sumpf antisemitischer Galle“ und schwor, die Hamas im Gazastreifen „auszurotten“ und die Hisbollah im Libanon zu eliminieren. Vermutlich ohne Rücksicht darauf, wie viele Kinder und andere Zivilisten dabei sterben müssen. Wie wir letzte Woche berichteten, schaffen Israel und die USA eine „neue Normalität“ der Kriegsführung, welche über Jahrhunderte entwickelte Grundregeln des Konflikts ignoriert.
Die große Frage ist, wie weit der Iran nun gehen wird. Präsident Massud Peseschkian ist sich der Gefahr bewußt, wie er am 23.9. in New York gegenüber Reportern erklärte: Israel „zieht uns an einen Punkt, an den wir nicht wollen. Im Krieg gibt es keine Gewinner. Wenn man das glaubt, macht man sich nur selbst etwas vor.“
Washingtons Reaktion dagegen besteht darin, Netanjahu mehr Geld und Waffen zu versprechen und zusätzliche Streitkräfte in die Region zu entsenden.