NATO spielt an Rußlands Grenzen mit dem Weltkrieg

Am 6.6. hat von Warschau aus ein riesiges Militärmanöver begonnen, an dem nicht weniger als 31.000 Soldaten aus 24 NATO-Ländern teilnehmen. Unter der Bezeichnung Anakonda 16 spielt es nominell die Verteidigung Polens und des Baltikums gegen einen feindlichen Angriff (Rußlands) durch. Gleichzeitig finden drei weitere Manöver des „westlichen Militärbündnisses“ in derselben Region statt. Offizielle Zahlen existieren nicht, aber man schätzt, daß dabei bis zu 50.000 Soldaten gefährlich nahe an Rußlands Grenzen den Krieg proben.

In der Ostsee läuft das Marinemanöver BALTOPS, in den drei baltischen Staaten Saber Strike 16 und in Polen und Deutschland die Luftwaffenübung Swift Response 16. Auch hier wird Krieg gegen Rußland geübt.

Wie Helga Zepp-LaRouche in einem Artikel vom 11.6. darlegt, ist dies der größte Militäraufmarsch in Osteuropa seit 1941, als Hitler in die Sowjetunion einfiel, „und genau so wird dies von der russischen Bevölkerung empfunden“. Aber diesmal drohe ein Dritter Weltkrieg mit thermonuklearen Waffen, der mit der Auslöschung der Menschheit enden würde.

Die massive Machtdemonstration soll der Auftakt zum Warschauer NATO-Gipfel am 8.-9.7. sein. Parallel dazu fuhr die USS Porter, einer von vier im spanischen Rota stationierten Zerstörern der Aegis-Klasse, die Teil der US-Raketenabwehr sind, auf dem Weg zum bulgarischen Hafen Warna ins Schwarze Meer.

Rußland reagiert auf diese „integrierte Kriegssimulation“ der NATO entsprechend, verlegte Truppen nach Westen und unternahm vom 7.-9.6. Manöver in der Region Krim-Rostow, wo u.a. die Überwindung der US-Raketenabwehr geprobt wurde. Vizeverteidigungsminister Anatolij Antonow bekräftigte kürzlich, daß diese Systeme aus russischer Sicht dazu dienen sollen, Rußland Fähigkeit zu einem Zweitschlag nach einem nuklearen Überraschungsangriff auszuschalten.

Während man in Moskau die NATO-Aktivitäten genau beobachtet, erklären Regierungsvertreter, daß man nicht überreagieren und nicht mit aggressiven Schritten antworten werde. Besondere Sorge bereitet den Russen, daß US-Präsident Obama nicht einmal bereit ist, mit Moskau über die Folgen der Stationierung der Raketenabwehr zu reden, obwohl Präsident Putin sich wiederholt darum bemühte.

Moskau weiß, daß in NATO-Kreisen der Einsatz von Kernwaffen nicht mehr – wie im Kalten Krieg unter der Doktrin der „Gegenseitig zugesicherten Zerstörung“ (MAD) – „undenkbar“ ist. Heute nimmt immer mehr die Vorstellung überhand, daß man einen „begrenzten Atomkrieg“ führen und gewinnen könne, weil man mit modernen Waffen die Zweitschlagskapazitäten des Gegners nach einem atomaren Angriff ausschalten könne.

Wie der neue Kommandeur der US-Landstreitkräfte in Europa, Gen. Ben Hodges, kürzlich erklärte, geht die Allianz im Baltikum auch nicht mehr von „Versicherung“, sondern von „Abschreckung“ aus. Konkret bedeutet das eine ständige personelle und materielle Aufrüstung an Rußlands Grenzen, womit die Gefahr wächst, daß schon ein kleiner Zwischenfall („Stolperdraht“) zu einem großen Krieg führt.

Die einzige rationale Lösung für Deutschland und andere besteht darin, aus der NATO auszutreten und statt dessen eine umfassende Sicherheitsarchitektur zu schaffen, die die Sicherheitsinteressen ganz Eurasiens einschließlich Rußlands berücksichtigt.

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