Chinas ehrgeizige Raumfahrtpläne

Die Feiern anläßlich des ersten Nationalen Weltraumtags in China am 24.4. boten reichlich Gelegenheit zu Diskussionen über die ehrgeizigen Weltraummissionen, die das Land in den nächsten 5-20 Jahren plant.

Präsident Xi Jinping setzte den Ton, indem er Forscher und Konstrukteure aufrief, „die strategische Chance beim Schopfe zu ergreifen und weiter Neuerungen einzubringen, um zum allgemeinen Wachstum des Landes und zum Wohl der Menschheit beizutragen“. Xis Erklärungen drücken einen Geist aus, der in Europa und den USA seit langem verschwunden ist, etwa als er sagte: „Indem wir den Weltraumtag einführen, gedenken wir der Geschichte, geben ihren Geist weiter und wecken im Volk Begeisterung für die Wissenschaft, für die Erforschung des Unbekannten und die Innovation, besonders unter jungen Menschen.“ Der „chinesische Traum“ sei mit Chinas „Traum im All“ untrennbar verbunden.

Chinesische Wissenschaftler werben bei der Regierung schon seit längeren dafür, einen bemannten Flug zum Mond zu genehmigen, zum Weltraumtag wurde nun endlich zum erstenmal von offizieller Seite ein solcher Plan angekündigt. Der Vizechef des chinesischen bemannten Raumfahrtprogramms, Generalleutnant Zhang Yulin, gab bekannt, daß China bis 2036 eine bemannte Mondlandung vorhat und in den kommenden 15-20 Jahren die dafür nötigen Technologien entwickeln will.

Pang Zhihao von der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnik erläuterte diese Herausforderungen im einzelnen. Dazu müsse man eine Schwerlast-Trägerrakete in einer vergleichbaren Größenordnung wie die amerikanische Mondrakete Saturn V entwerfen, bauen und testen, die „mindestens eine Nutzlast von 100 Tonnen in eine erdnahe Umlaufbahn befördern kann“. Diese geplante Rakete namens Langer Marsch 9 soll um 2030 einsatzbereit sein. Weiter benötige man eine neue Mannschaftskapsel, die größer und leistungsfähiger ist als die in Erdnähe verwendete Shenzhou-Kapsel, neue Weltraumanzüge sowie Technik für den Landeanflug zur Mondoberfläche, eine weiche Landung und einen Start vom Mond, um für die Rückfahrt wieder an der Raumsonde anzudocken.

Der Direktor der Raumfahrtbehörde CNSA, Xu Dazhe, erläuterte in einer Pressekonferenz am 22.4. weitere Missionen. Am 11.1. habe die Regierung in Beijing endgültig grünes Licht für einen unbemannten Marsflug gegeben. Diese für 2020 geplante Mission sei schwierig, aber „nur indem wir diese Mars-Testmission absolvieren, kann China behaupten, daß es im eigentlichen Sinne mit der Erforschung der Tiefen des Alls begonnen hat“. Zur Mission gehören ein Orbiter, ein Landefahrzeug und ein Marsrover, der „auf dem Mars herumspazieren wird“, wie der Raumfahrtveteran Ye Peijian sagte. Damit wären erstmals alle diese drei Elemente für eine Marsmission kombiniert.

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