Verliert die Fed wie im September 2019 die Kontrolle über Interbankenkredite?

Die derzeitige Phase des komatösen Zustands des Finanzsystems begann im September 2019, als der Repo-Markt einfror und die US-Notenbank eingreifen mußte, um die Interbankenkredite durch die Bereitstellung von Hunderten Milliarden an Übernachtliquidität zu ersetzen. Die Lage hat sich jedoch nicht verbessert, und die Fed scheint nun wieder die Kontrolle zu verlieren.

Ein Zeichen der Dringlichkeit des Liquiditätsproblems auf dem Interbankenmarkt ist, daß die Federal Reserve eine neue ständige Repo-Fazilität über 500 Mrd.$ eingerichtet hat, die Fed-Chef Jerome Powell unbegrenzt erhöhen kann. Die Fed kündigte die Fazilität am 28.7. an und aktivierte sie am 29.7. Trotz vielfacher Forderungen hatte sie davor keine ständige Repo-Fazilität eingerichtet. Jetzt werden diese Repo-Kredite nicht nur an Primärhändler vergeben, sondern auch an Hedgefonds, Private-Equity- Fonds und Geldmarktfonds. Und es gibt eine zweite Fazilität für „ausländische und internationale Währungsinstitutionen“.

Laut Pam und Russ Martens (wallstreetonparade.com) ist die Lage also eindeutig viel instabiler geworden. Die Fed hat die großen Banken allein seit dem Neubeginn des Liquiditätspumpens (QE) im Oktober 2019 mit 4,5 Bio.$ mehr an Reserven vollgestopft; gleichzeitig entziehen diese Banken der Wirtschaft netto Kredit- und Leasingkredite, während sie ihre spekulativen Wertpapieranlagen verdoppelten.

Ebenso bedrohlich ist, daß die Fed nach etwa sechs Wochen Reverse-Repo-Geschäften -bei denen sie über Nacht Staatsanleihen gegen Barkredite an Banken ausleiht, d.h. Liquidität aus dem Bankensystem saugt -diese neuen Fazilitäten zur Liquiditätszufuhr einführt – bis zu 1 Bio.$ pro Tag! Dies deutet darauf hin, daß sie mit einer echten Volatilität kämpft, die durch die Massen an Einlagen und Aktiengewinnen ausgelöst wird, die sie selbst organisiert hat.

Das Schlimmste ist nach Ansicht der Martens‘, daß die Fed die ständige Repo-Fazilität am Nachmittag des 28. Juli ankündigte, nachdem die G30-Arbeitsgruppe für Finanzmärkte, deren Chef der vielleicht übelste Finanzcrash-Akteur Tim Geithner ist, sie an diesem Vormittag gefordert hatte. Geithner hatte 2008 als Chef der New Yorker Federal Reserve „29 Billionen Dollar zur Rettung der Wall-Street-Banken herausgeschossen“.

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